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Wohnkosten treiben Armut voran: Paritätischer Cuxhaven fordert mehr Unterstützung für Betroffene vor Ort

Cuxhaven. Die alarmierenden Ergebnisse der aktuellen Studie „Wohnen macht arm“ der Paritätischen Forschungsstelle belegen: Steigende Mieten und Wohnkosten treiben immer mehr Menschen in Niedersachsen, auch in der Region Cuxhaven, in die Armut. Besonders betroffen sind laut der Studie Alleinlebende, Rentner, Alleinerziehende, junge Menschen und Erwerbslose.

„Diese Zahlen spiegeln das wider, was wir tagtäglich in unserer Arbeit erleben“, erklärt Helle Vanini, Geschäftsführerin des Paritätischen Cuxhaven. „In der Frauen- und Mädchenberatung begegnen wir Alleinerziehenden in prekären Lebenssituationen. Unsere Angebote wie das Jugendcafé Stellwerk oder die Jugendwerkstätten unterstützen junge Menschen, die von Armut betroffen sind. Fokus65+ hilft Seniorinnen und Senioren, die mit ihrer finanziellen und sozialen Lage nicht mehr zurechtkommen.“

Kai Uhlhorn, stellvertretender Geschäftsführer des Paritätischen Cuxhaven, ergänzt: „In Anbetracht dieser Zahlen und Problemlagen ist es nicht nachvollziehbar, dass soziale Projekte, die eine essenzielle Unterstützung für diese Menschen bieten, häufig Jahr für Jahr um ihre Förderung kämpfen müssen. Armut ist eine strukturelle Herausforderung, die entschlossenes Handeln erfordert.“ Projekte wie die Kleiderkammer und Wohnprojekte in Kooperation mit dem Landkreis und Jobcenter sind entscheidende Pfeiler, um die Grundbedürfnisse der Menschen in der Region zu sichern.

Die Studie der Paritätischen Forschungsstelle zeigt, dass 21,8 Prozent der Menschen in Niedersachsen unterhalb der Armutsgrenze leben, wenn die Wohnkosten berücksichtigt werden. Das sind 534.000 mehr Betroffene als zuvor angenommen. „Das Problem ist systemisch“, erklärt Kai Uhlhorn. „Ohne strukturelle Lösungen, wie mehr Sozialwohnungen und eine bessere Förderung, werden Initiativen vor Ort zunehmend an ihre Grenzen stoßen.“

Auch auf Landesebene wird dringender Handlungsbedarf gefordert. Kerstin Tack, Vorsitzende des Paritätischen Niedersachsen, appelliert für eine umfassende Wohnungspolitik mit einer verschärften Mietpreisbremse, der Förderung von Sozialwohnungen und einer stärkeren Bekanntmachung des Wohngeld-Plus. Nach Angaben des niedersächsischen Bauministeriums sank die Zahl der Sozialwohnungen von über 97.000 im Jahr 2012 auf nur noch rund 51.250 im Jahr 2023 – ein Rückgang, der dringend gestoppt werden muss.

„Wir brauchen nicht nur finanzielle Mittel und Stabilität in sozialen Angeboten, sondern auch ein gemeinsames Denken von Sozialverbänden mit der Politik und kommunalen Verwaltungen“, sagt Helle Vanini. „Das Engagement der vielen ehrenamtlichen und hauptamtlichen Akteure in der Region Cuxhaven zeigt, dass Hilfe wirkt. Doch ohne nachhaltige Unterstützung von Bund und Land bleibt diese Arbeit ein Kampf gegen Windmühlen, und von der Planung bis zum möglichen Einzug wird es dauern, auch wenn jetzt hierfür die Weichen gestellt werden würden.“ Die vollständige Studie „Wohnen macht arm“ basiert auf einer Sonderauswertung des Statistischen Bundesamts und beleuchtet die Wohnkostenbelastung erstmals unter Einbeziehung der tatsächlich verfügbaren Einkommen nach Abzug von Warmmiete und Stromkosten. Sie zeigt, wie drängend eine zukunftsorientierte Wohnungs- und Sozialpolitik ist.

Bildunterschrift:
Helle Vanini, Geschäftsführerin des Paritätischen Cuxhaven, sieht das Thema Armut auch in Stadt und Landkreis Cuxhaven als drängendes Problem und fordert ein Umdenken der Politik.

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