Bunt, vielfältig und mitreißend: Das Programm des Stadtteilfestes in Süderwisch am Mittwochnachmittag begeisterte die Besucher*innen. Mehrere hundert Kinder, Jugendliche und Familien freuten sich über das für sie kostenfreie Angebot des Paritätischen Cuxhaven am bundesweiten Aktionstag der Jugendmigrationsdienste als Teil der Interkulturellen Wochen. Ein Wermutstropfen: Die Sparpläne der Bundesregierung bedrohen die integrative Arbeit der Programme „Jugendmigrationsdienste (JMD)” und „Respekt Coaches (RC)”. Sie werden aus dem Bundesfamilienministerium gefördert. Die angekündigten massiven Kürzungen gefährden die Integration der zugezogenen und geflüchteten Menschen, den gesellschaftlichen Zusammenhalt sowie die Demokratie, warnen die Zuständigen.
Von den Sparplänen war am Mittwoch noch nichts zu sehen: Zahlreiche riesige Hüpfburgen, Klettertürme, Danger-Tower und Bungee-Run forderten die Kids auf dem Hof der Süderwischschule heraus. Mitarbeitende zahlreicher Einrichtungen des Paritätischen waren vor Ort: Die Jugendarbeit Beers kümmerte sich zusammen mit den Teilnehmenden der Jugendwerkstatt um den Auf- und Abbau und beaufsichtigte Groß und Klein. Das Jugendcafé Stellwerk lockte mit seinem RAP-Express zum Rappen über Mikrofon und Lautsprecher, die Jugendwerkstatt Cuxhaven bot Waffeln, Wurst und die Möglichkeit, eigene hölzerne Schlüsselanhänger mit dem Laser zu gestalten. Tischspiele und ein Schminkangebot stellte die Kita Mittendrin für die Kleinen zur Verfügung, der Jugendmigrationsdienst forderte zum Glücksraddrehen auf und konnte Kino-, Bücher- und Eisgutscheine als Gewinne ausgeben. Das Spielmobil hatte zahlreiche Geräte an Bord: vom Skateboard bis zu Hula-Hoop-Reifen war alles dabei. Kaffee und selbstgebackene orientalische Spezialitäten gab es am Stand des Café Vielfalt. Beschäftigte des „Haus der Jugend“ waren umringt von Kindern, die sich auf ein Glitzer-Tattoo freuten; Ehrenamtliche des Vereins „Wir in Süderwisch“ boten Spielmöglichkeiten für die Kleinsten und machten auf Sprachlernangebote für die Eltern aufmerksam. Die Stärkung der Jugendarbeit hat sich das Paritätische Jugendwerk Niedersachsen auf die Fahnen geschrieben und informierte Interessierte über seine Kampagne „BÄM 3.0“ (Begegnen, Ärmel hoch, Mitbestimmen!).
Ihr Programm mitbestimmt haben Schülerinnen der achten Klasse der Süderwischschule: Lemana Dolovac (13) und Emra Husovic (13) planten mit Unterstützung des Paritätischen auf eigenen Wunsch einen Graffiti-Workshop. Künstler „Kenmo“ alias Lenart Seehausen bot 14 Schüler*innen beim Stadtteilfest die Möglichkeit, die Buchstaben des Wortes „Respekt“ groß und kunstvoll auf schwarze Tafeln zu sprayen und vermittelte sein Wissen. „Das ist sehr toll, obwohl ich erst dachte, das funktioniert nicht“, freute sich Nicole Elenik (14) und Divna Pasiz (14) bestätigte: „Das macht sehr viel Spaß!“
Das Stadtteilfest als Teil der Interkulturellen Woche wurde über „JMD im Quartier“ aus Mitteln vom Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend finanziert. Der Jugendmigrationsdienst (JMD) ist gerade mit der Süderwischschule eng über das Bundesprogramm „Respekt Coaches“ verbunden. Über viele Jahre hinweg sind Mitarbeiterinnen regelmäßig in den Jahrgangsstufen 5 bis 10 mit verschiedenen Projekten vor Ort, die dabei helfen, die Identität der Jugendlichen zu stärken, übers Theater oder Rappen eigene Ausdrucksformen zu finden und mit Sozialtrainings Zusammenhalt zu fördern beziehungsweise Anfälligkeiten für extreme Gruppierungen und Ansichten zu minimieren. Seit 2019 wurden an der Schule 18 große Projekte durchgeführt, an denen über 500 Jugendliche teilgenommen hatten. Da durch die angekündigten Sparpläne der Bundesregierung dafür künftig kein Geld mehr zur Verfügung stehen soll, sehen die Beteiligten schwarz: „Das hätte zur Folge, dass der Bund ein wesentliches Instrument zur Demokratiebildung fahrlässig verliert. Das gilt besonders, da rassistische, antisemitische und politisch motivierte Gewalttaten in Deutschland rapide zunehmen und die AFD in Umfragen zu bevorstehenden Landtags- und Bundestagswahlen bei 20 und mehr Prozent liegt“, so der stellvertretende Pari-Geschäftsführer Kai Uhlhorn. Er appelliert an hiesige Lokal-, Landes- und Bundespolitiker aller demokratischen Parteien, auf die Vorhaben der Ampel-Koalition einzuwirken.
Bildunterschriften:
1. „Danger-Tower“ und die anderen Angebote des Paritätischen begeisterten die Besucher*innen des Stadtteilfestes in Süderwisch. Fotos: Wehr
2. Graffiti-Künstler „Kenmo“ (r.) alias Lenart Seehausen bot 14 Acht- bis Zehntklässlern die Möglichkeit, ihre Kreativität auszuleben.
3. Der Kletterturm war eine Herausforderung für Groß und Klein.