Der Kinotag in Osterbruch wird am Abend des 15. November fortgesetzt mit einer facettenreichen, norddeutschen Familiengeschichte, nach dem erfolgreichen Roman Mittagsstunde von Dörte Hansen; verfilmt vom norddeutschen Regisseur Lars Jessen. Wie das Buch ist der einfühlsam fotografierte Film vieles in einem: Selbstfindung, Familiendrama, Milieuporträt, Regionalgeschichte und Gesellschaftsskizze. In Mittagsstunde gerät die Rückkehr zu den Wurzeln nicht zur billigen Nostalgie. Hellsichtig listet der von 1965 bis heute spielende Film die Verluste auf, die der seit über 60 Jahren anhaltende Wohlstandsschub mit sich brachte: dass man sich nicht mehr nach der Arbeit in der Dorfkneipe trifft, dass die Kinder nicht mehr auf der Straße spielen, dass „Verrückte“ wie Marrett nicht mehr als Farbtupfer in der Dorfgemeinschaft integriert bleiben. Aber die Vergangenheit wird auch nicht glorifiziert: nicht die scheinheilige Moral, nicht die Härte vorherbestimmter Schicksale (Vater Gastwirt, Sohn Gastwirt) und auch nicht die von Nazi-Schuld und Verdrängung versehrten Seelen. Nichts ist schwarz-weiß in Mittagsstunde, das macht den Roman und den Film so wahrhaftig.
Veranstaltet von “Kultur Pur in Osterbruch” in Zusammenarbeit mit “Kino Lichtblick”.
Der Film aus dem Jahr 2022 ist 97 Minuten lang, freigegeben ab 12 Jahren; Plattdeutsch mit Untertiteln. Die Vorführung beginnt um 19.30 Uhr, im Saal über dem Osterbrucher Dorfladen, in der Ortsmitte.