SPEICHERKINO
SA 09.11.2024 | 19:30 Uhr | 8,00 €
Kleine schmutzige Briefe
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Kurz nach dem 1. Weltkrieg, um 1920 herum, lebten in der englischen Kleinstadt Littlehampton zwei Nachbarinnen, Rose Gooding und Edith Swan. Sie hatten sich angefreundet, nachdem Rose neu zugezogen war. Doch irgendwann war Schluss mit lustig, die beiden Frauen zerstritten sich. Als wenig später Edith und weitere Frauen in Littlehampton obszöne anonyme Briefe erhielten, war allen sofort klar, wer die Schuldige sein musste – Rose Gooding, die Neue. Sie wurde angeklagt (…) Doch es gab auch Zweifel an Roses Schuld, (…) Diese Geschichte ist wirklich passiert, tatsächlich auch in Littlehampton (West Sussex). Der damalige Skandal erschütterte seinerzeit nicht nur das verschlafene Küstenstädtchen selbst, sondern ganz England.
Der von Brief zu Brief immer pikantere Inhalt der anonymen Epistel war bald in aller Munde und wurde hinter vorgehaltener Hand begierig diskutiert. Das Medieninteresse war für damalige Verhältnisse riesig – die Daily Mail sprach etwa vom „Seaside Mystery“, und trotz der damals im Vergleich eher schütteren Möglichkeiten im Bereich der sozialen Medien waren die Beteiligten bald landesweit bekannt. Bis der Sturm sich endgültig gelegt hatte, vergingen fast zwei Jahre. Aus dieser großartigen Vorlage hat der britische Comedian und Schauspieler Jonny Sweet sein erstes Kino-Drehbuch geschrieben, das nun als „Kleine schmutzige Briefe“ unter der Regie von Thea Sharrock („Ein ganzes halbes Jahr“) verfilmt wurde. Das Ergebnis ist eine entlarvende Provinzkomödie mit grandiosen Frauenfiguren, fantastisch gut gespielt, liebevoll und atmosphärisch in Szene gesetzt. (Gabi Sikorski, filmstarts.de)
Es sind gleich drei prägnante Frauenfiguren, die dem Film sein wunderbares Profil verleihen: die logisch denkende weibliche Polizeibeamte Moss, mitreißend gespielt von Anjana Vasan, die humorvolle, offenherzige Rose, verkörpert von Jessie Buckley, und die heuchlerisch-verklemmte Edith, dargestellt von Oscarpreisträgerin Olivia Colman. Letztere standen schon einmal gemeinsam in “Frau im Dunkeln” vor der Kamera, und das Zusammenspiel der beiden ist wieder großartig in dieser grandiosen, sehr englischen Mischung aus Komödie, Charakterstudie, Gesellschaftsporträt und Krimi.( Bettina Peulecke, NDR)
Fazit: „Diese Geschichte ist wahrer, als man meinen würde“, heißt es zu Beginn des Films, der sich dank der herausragenden Darstellerinnen (…) immer stärker in Richtung Charakterkomödie entwickelt. Schon bald geht es nicht mehr darum, dass der oder die Schuldige für die anonymen Obszönitäten gefunden wird, mit denen sich die ehrbare Bevölkerung von Littlehampton herumschlagen muss. Es geht um mehr, nämlich um eine heuchlerische, autoritätshörige Gesellschaft, in der das Vorurteil wichtiger ist als das Urteil. (Gabi Sikorski, filmstarts.de)