(v.l.) Frauke Schmidt (Fachberaterin), Gundula Blank (Leiterin Kita "Mittendrin"), Silke Kahl (Leiterin Kita Kunterbunt), Petra Blanke (Leiterin Waldkindergarten), Michael Mingst (stellv. Leiter Kita Lüderitzstraße), Andrea Blohm (Leiterin Kita Lüderitzstraße), Peer Dietrich (Leiter Hort Buchtkieker), Helle Vanini (Pari-Geschäftsführerin und Bereichsleiterin Kitas) und Andreas Cordts (AC Computer). Foto: Wehr

Aus eigener Kraft (Marte Meo) – Pari nutzt bewährte Entwicklungsmethode in Kitas, Horten und Krippen

Alle Krippen, Kitas und Horte des Paritätischen Cuxhaven werden künftig nach der Marte Meo-Entwicklungsmethode arbeiten. Mehr als 30 pädagogische Fachkräfte absolvieren dazu über ein Jahr lang eine Ausbildung zum sogenannten Marte Meo Practitioner. Dabei erlernen sie die ressourcenorientierte Methode, die es ihnen ermöglicht, eine gemeinsame Sprache sowie professionelle Handlungs- und Verhaltensstrategien zu entwickeln, anzuwenden und gleichzeitig im kommunikativen Austausch über die Kinder zu sein.

„Die Teilnehmenden stärken ihre Interaktions- und Kommunikationsfähigkeiten und können so sicherer den Alltag bewältigen. Dies ist in den aktuellen, herausfordernden Zeiten, die von Personalmangel geprägt sind, wichtiger denn je“, unterstreicht Pari-Geschäftsführerin Helle Vanini. Die Ausbildung wird von Fachberaterin und Marte Meo-Kollegen-Trainerin Frauke Schmidt durchgeführt. An Studientagen und in Dienstbesprechungen erarbeiten die Beschäftigten sich die Anwendung der Marte Meo-Elemente und beginnen mit der sogenannten Video-Interaktionsanalyse. Ende 2024/Anfang 2025 sollen die Pari-Mitarbeitenden ihre Zertifikate erhalten.

Marte Meo (übersetzt: aus eigener Kraft) ist eine von der niederländischen Sozialpädagogin Maria Aarts entwickelte Methode zur Entwicklungsunterstützung, die mittlerweile weltweit in über 50 Ländern zum Einsatz kommt. „In Einrichtungen wie Kitas und Horten geht es darum, Fähigkeiten und Stärken aufzuzeigen, zu aktivieren und zu entwickeln. Grundlage der Methode ist das genaue Beobachten und Analysieren von Interaktionsmomenten mithilfe von kurzen Videosequenzen, die alltägliche Situationen von pädagogischen Fachkräften und Kindern zeigen“, erklärt Frauke Schmidt. Dazu wurden alle Gruppen der Einrichtungen mit IPads ausgestattet, die Eltern informiert und um ihre Zustimmung zum Filmen gebeten. Die Analyse der Bilder und Kurzfilme könne sehr genaue Informationen darüber geben, wie pädagogische Fachkräfte die Entwicklung von Kindern im Alltag noch besser unterstützen und die Kinder stärken können. „Der Vorteil einer Videoaufnahme ist, dass wir die Alltagssituation später in Ruhe und mit Zeit nochmals anschauen können. So sehen wir wirklich, wovon wir sprechen“, so die Fachberaterin.

Die Erfinderin von Marte Meo, Maria Aarts, hat über 40 Jahre hinweg beobachtet, analysiert und systematisiert, wie Fachkräfte und Eltern ihr Handeln gestalten können, um in alltäglichen Interaktionsmomenten so zu handeln, dass sie Kinder in ihrer Entwicklung helfen. Dabei zeigt sie mithilfe von Videoaufnahmen sehr konkret, wie z.B. Sprache, Sozialverhalten, Konzentrationsfähigkeit und Selbstvertrauen der Kinder im Alltag z.B. beim Spielen mit Freunden oder Geschwistern, beim Anziehen, bei den Hausaufgaben, beim Essen usw. noch weiter unterstützt werden können. „Wir können mit Marte Meo trainieren, unseren Blick mehr auf die Möglichkeiten und Ressourcen zu richten – sowohl bei uns selbst als auch bei den anderen. Wir lernen, die Entwicklungsmöglichkeiten noch besser zu erkennen und erhalten Handwerkszeug, um unterstützend zu handeln. Wir öffnen unsere Augen, Ohren und Herzen und nehmen die guten, schönen Momente im Alltag bewusster wahr. Schwierigkeiten und Probleme verkleinern sich“, beschreibt Frauke Schmidt und zitiert Begründerin Maria Aarts mit einer in ihren Augen zentralen Aussage: „Schwierigkeiten kann man immer sehen. Sie sind groß genug. Aber Möglichkeiten zu sehen, dafür muss man trainierte Augen haben.“

Es sei erstaunlich zu sehen, wie sich die Interaktionsmomente und damit die Beziehungen zwischen Fachkräften und Kindern noch weiter intensiveren und die Atmosphäre ruhiger wird, wenn die Marte Meo-Elemente eingesetzt werden. Notwendig für alle Beteiligten im hektischen Kitaalltag: Denn gute Beziehungen und eine entspannte Atmosphäre sind zentrale Aspekte für erfolgreiche pädagogische Arbeit in der Kita. Verlässliche Beziehungen, das Gefühl von Verbundenheit und Atmosphäre tragen entscheidend zum Wohlfühlen und damit wiederum zu gelungenen Bildungs- und Lernprozessen von Kindern und Erwachsenen bei. Frauke Schmidt: „Denn wir wissen mittlerweile aus der Hirnforschung, dass wir uns entwickeln und lernen, wenn wir uns wohlfühlen und unser Gehirn entspannt und aufnahmebereit ist. Das heißt Sprache, Bewegung, Sozialverhalten wird dann erlernt, wenn diese Bedingungen erfüllt sind.“

Auch Pari-Geschäftsführerin Helle Vanini ist begeistert: „”Ich sehe eine große Offenheit und Lernfreude der Kolleginnen und Kollegen und freue mich, dass die Kitas des Paritätischen Cuxhaven diesen neuen, teils unbekannten Weg gemeinsam gehen. Gespannt bin ich dann, wie wir die Erfahrungen mit der Marte Meo-Methode in den Kitas auch auf andere Arbeitsbereiche des Paritätischen Cuxhaven übertragen und dort nutzen können.”

Wie kam Marte Meo nach Cuxhaven?

Seit dem Bestehen der Trägerarbeitsgemeinschaft Cuxhaven gibt es eine enge, trägerübergreifende Zusammenarbeit der beratenden und begleitenden Dienste. Zu diesen begleitenden Diensten gehören Kita-Fachberatungen der jeweiligen Träger, Therapeut*innen der Träger AG und Mitarbeiterinnen der Sprachwerkstatt, die die Kitas zu vielfältigen Fragen im pädagogischen Alltag unterstützen. 2021 entstand die Idee, innerhalb dieses Beratungsteams der Trägerarbeitsgemeinschaft Cuxhaven eine gemeinsame Methode als “Beratungswerkzeug” zu erlernen und die Zusammenarbeit zu stärken. Dies sollte eine Methode sein, die praxis- und ressourcenorientiert sowie im Kitaalltag gut umsetzbar ist und den pädagogischen Fachkräften in den Kitas Stärkung und wirkliche Unterstützung geben kann. Hier fiel die Wahl auf Marte Meo. Schon bei einem Vorstellungstermin mit der späteren Lehrtherapeutin Anette Schneider waren alle Beteiligten begeistert. So starteten im März 2022 zehn Kolleginnen aus dem Beratungsteam mit der Marte Meo-Ausbildung und absolvierten einen Abschluss zum Marte Meo-Practitioner. Im Anschluss absolvierten sechs Kolleginnen über 1,5 Jahre einen aufbauenden Kurs zum Marte Meo-Therapeut und Kollegentrainer. Diese beraten jetzt die Fachkräfte in den Kitas mithilfe der Videointeraktionsanalysen und sind berechtigt, selbst Marte Meo-Kurse anzubieten und Kolleg*innen auszubilden. Innerhalb der Träger-AG werden jetzt fortlaufend Kurse angeboten. Langfristig soll sich Marte Meo in allen Kitas der Träger AG etablieren.

 

 

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