Kinder und Jugendliche stehen derzeit unter dem Eindruck vielfältiger, beängstigender Krisensituationen, was sich in multiplen Belastungen zeigt. Die Kinder- und Jugendarbeit ist ein Schutzfaktor in einer ohnehin von Krisen gekennzeichneten Entwicklung im Jugendalter. 130 Fachkräfte aus ganz Niedersachsen, darunter auch der Paritätische Cuxhaven, fordern dringende Maßnahmen zur Sicherung des Arbeitsfeldes.
Bei einer dreitägigen Veranstaltung mit dem Titel „33. Forum Jugendarbeit: Wer macht’s denn (jetzt) wirklich? – Jugendarbeit und ihre Mitarbeitenden im Zeichen aktueller Herausforderungen“ in der katholischen Akademie Stapelfeld wurden die wachsende Bedeutung der Kinder- und Jugendarbeit diskutiert sowie ihre Problemfelder wie Fachkräftemangel, finanzielle Sicherheiten und steigende Aufgaben thematisiert. Kai Uhlhorn, stellvertretender Geschäftsführer des Paritätischen Cuxhaven, und Pari-Mitarbeiterin Annalena Meins waren ebenso anwesend wie Natalie Schellong von der Kreisjugendpflege, Jan Schaller-Helmchen und Natascha Schamp vom Paritätischen Jugendwerk Niedersachsen sowie mehrere Jugendpfleger der Kommunen des Landkreises. „Jugendarbeit ist leider immer wieder ein unterschätztes Arbeitsfeld mit wenig Lobby, da nur wenige für die Belange von jungen Menschen eintreten. Umso wichtiger ist es, sich gemeinsam und landesweit für diese jungen Menschen einzusetzen“, so Kai Uhlhorn.
Am Ende einigten sich die Fachkräfte öffentlicher und freier Träger auf die „Stapelfelder Note“ als gemeinsame Erklärung.
Stapelfelder Note zur Situation der Kinder- und Jugendarbeit in Niedersachsen
Kinder und Jugendliche wachsen derzeit unter dem Eindruck vielfältiger, ängstigender Krisensituationen auf (u.a. Coronapandemie, Klimakrise, Kriege und Flucht auch in Europa, zunehmende Kinderarmut). Diese „Omnikrise“ äußert sich in multiplen Belastungen junger Menschen. Die Kinder- und Jugendarbeit ist ein Schutzfaktor in einer ohnehin von Krisen gekennzeichneten Entwicklung im Jugendalter. Die aktuelle Situation verstärkt die gesellschaftliche Bedeutung von Kinder- und Jugendarbeit erheblich. Sie ist mit ihrem Kernauftrag gemäß § 11 SGB VIII umfassend gefordert.
Den wachsenden Anforderungen an die Kinder- und Jugendhilfe (bspw. der Betreuungsanspruch im Grundschulalter, Umsetzung politischer Jugendbeteiligung, Betreuung und Unterbringung unbegleiteter, minderjähriger Geflüchteter) wird jedoch bereits jetzt zulasten der Ressourcen der Kinder- und Jugendarbeit begegnet. Weitere derartige Belastungen sind in der Diskussion. Fachkräftemangel und zu knapp bemessene Ressourcen verhindern eine den Anforderungen an die Kinder- und Jugendarbeit angemessene Angebotsgestaltung. Es ist absehbar, dass die Kinder- und Jugendarbeit als wichtiges, eigenständiges Arbeitsfeld unter dem aktuellen gesellschaftlichen Druck in der Krise der gesamten Kinder- und Jugendhilfe zerrieben wird.
Es sind dringend Maßnahmen zur Sicherung des Arbeitsfeldes zu ergreifen. Die Kinder- und Jugendarbeit ist als ein den anderen Arbeitsfeldern der Kinder- und Jugendhilfe gleichrangiges Handlungsfeld anzuerkennen. Die Kinder- und Jugendarbeit ist mehr denn je gefordert, junge Menschen in ihrer Entwicklung zu begleiten, Resilienz zu fördern und zur Sicherung einer akut bedrohten Demokratie beizutragen. Die drängenden Probleme in der Jugendhilfe dürfen die Umsetzung der gesetzlichen Verpflichtung zur bedarfsgerechten Angebotsgestaltung in der Kinder- und Jugendarbeit nicht gefährden. Die finanzielle und personelle Ausstattung ist den tatsächlichen Bedarfen des Handlungsfeldes entsprechend zu erhöhen.